Artikel im Magazin "Freie Psychotherapie" 

Trauerreise - Mehr als nur eine Reise

Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens mit Trauer und Verlust konfrontiert.

WAS IST TRAUER?

Trauer ist eine natürliche, tief empfundene emotionale Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen, eines bedeutsamen Lebensinhalts oder einer existenziellen Gewissheit. Sie ist ein vielschichtiger, individueller Prozess, der sich auf emotionaler, körperlicher, geistiger oder sozialer Ebene zeigt. Trauer umfasst Gefühle wie Schmerz, Sehnsucht, Wut, Schuld oder Leere und äußert sich oft in Veränderungen des Denkens, der Wahrnehmung und des Verhaltens. Sie ist keine Krankheit, sondern ein essenzieller Bestandteil der Verarbeitung von Verlust. 

WIE KANN EIN VERLUST TRAUER AUSLÖSEN?

Ein Verlust reißt eine Lücke in das Gefüge des Lebens, das bis dahin selbstverständlich erschien. Der Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer bedeutenden Beziehung oder der Verlust von Heimat, Gesundheit oder beruflicher Sicherheit kann tiefe Trauer hervorrufen. Der Prozess beginnt oft mit einem Schock oder einer Verleugnung, gefolgt von Phasen des Schmerzes, der Wut oder der Verzweiflung. Erst allmählich entwickelt sich eine Neuorientierung, in der der Verlust als Teil der eigenen Lebensgeschichte integriert wird.

Trauer ist dabei so individuell wie die Beziehung zum Verlorenen selbst. Manche Menschen empfinden eine stille, nach innen gerichtete Trauer, während andere ihre Emotionen intensiv nach außen tragen. Entscheidend ist nicht, wie jemand trauert, sondern dass er einen Weg findet, seinen Schmerz auszudrücken und sich mit der neuen Realität zu versöhnen.

DIE VIER TRAUERPHASEN NACH VERENA KAST

Trauernde durchlaufen nach psychologischen Erkenntnissen während ihrer Trauer folgende Phasen: 

1. Phase des Nicht-wahrhaben-Wollens

Der Verlust erscheint unwirklich. Viele Trauernde sind wie betäubt, leugnen innerlich das Geschehene oder funktionieren nur noch mechanisch.

2. Phase der aufbrechenden Emotionen

Wut, Schmerz, Schuld, Angst oder tiefe Verzweiflung treten in den Vordergrund. Die Emotionen können überwältigend sein – der Verlust wird emotional durchlebt.

3. Phase des Suchens und Sich-Trennens

Die Beziehung zur verstorbenen Person wird innerlich weitergeführt. Erinnerungen sind präsent, der Verstorbene wird in Gedanken „gesucht“, während sich allmählich ein innerer Abschied vollzieht.

Manche Menschen empfinden eine stille, nach innen gerichtete Trauer, andere tragen sie nach außen.

4. Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs
Der Verlust wird in das eigene Leben integriert. Neue Perspektiven entstehen, neue Beziehungen werden möglich. Die Trauer ist nicht verschwunden, aber sie ist nicht mehr überwältigend.

Die Benennung von Phasen kann eine Hilfe sein für die, die auf ihrem Weg verunsichert und verängstigt sind. Sie kann Ermutigung sein und sie kann schon einmal den Horizont des Trauerweges aufzeigen. Sie dient nicht dazu, uns einzugrenzen, und sie soll uns auch nicht dazu verführen, zu denken, dass wir die Phasen abhaken könnten. Bestimmte Abschnitte unserer Trauer werden wir oft durchleben. Achtung: Die Phasen verlaufen nie streng nach diesem Schema. Eine Reise in Gemeinschaft mit anderen Trauernden ist besonders dann sinnvoll, wenn ein Mensch wieder bereit ist, sich vorsichtig dem Außen zuzuwenden. Die Reise setzt keine abgeschlossene Trauer voraus – aber eine Offenheit für Begegnung, Natur und erste Impulse zur Neuorientierung. 

Eine Reise in Zeiten der Trauer kann mehr sein als eine bloße Ortsveränderung – sie kann ein bewusster Schritt aus der Erstarrung sein, eine Möglichkeit, sich dem Verlust in einer neuen Umgebung zu stellen. Während der Alltag oft von Erinnerungen durchzogen ist, die den Schmerz immer wieder aufwühlen, eröffnet eine Reise Raum für neue Erfahrungen, Reflexion und Begegnungen als Start für einen Neubeginn. Das gelingt umso besser, wenn die Reiseziele Orte sind, die durch ihre kulturellen Schätze, ihre Schönheit und besondere Atmosphäre gleichzeitig den Verstand ansprechen und die Seele berühren. Ein solcher Ortswechsel hilft, Distanz zu schaffen und gleichzeitig die Auseinandersetzung mit dem eigenen Inneren zu fördern. Die Weite eines Ozeans, die Stille eines Waldes oder das Licht eines Sonnenaufgangs können symbolische Brücken bauen zwischen der Vergangenheit und einer Zukunft, die zunächst undenkbar schien.

Reisen kann auch Rituale der Erinnerung ermöglichen – sei es durch das Anzünden einer Kerze an einem besonderen Ort, das Schreiben eines Briefes an die verstorbene Person, das bewusste Loslassen einer symbolischen Last oder das Einpflanzen eines Baumtriebes. In der Bewegung liegt eine Chance: Die Trauer darf mitreisen, aber sie kann sich verändern.

 

DIE VORTEILE EINER REISE MIT GLEICHBETROFFENEN

Eine Reise mit anderen Trauernden verbindet Menschen, die Ähnliches durchleben. Oft fehlt im eigenen Umfeld das Verständnis für die Tiefe der Trauer, während in einer Gruppe von Gleichbetroffenen ein geschützter Raum entsteht, in dem Schmerz, Erinnerung und Hoffnung geteilt werden können. 

1. Geteiltes Verstehen

Niemand muss erklären, warum der Verlust so schmerzhaft ist – das gemeinsame Erleben schafft ein intuitives Verständnis. Es entstehen Gespräche, die im Alltag oft vermieden werden, weil sie als „zu schwer“ empfunden werden. 

2. Ermutigung zur Veränderung

Gleichbetroffene zeigen, dass Trauer verschiedene Wege nimmt und dass es Hoffnung gibt, auch wenn sie in der eigenen Dunkelheit noch nicht sichtbar ist. Durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Trauernden, unter der liebevollen Führung kompetenter und erfahrener Trauerbegleiterinnen werden neue Perspektiven eröffnet. 

3. Rituale und Symbolik

Gemeinsame Gedenkrituale, das bewusste Erinnern und der Austausch von Erfahrungen helfen, den Verlust zu würdigen und zugleich Schritte in eine neue Zukunft zu gehen.

Eine Reise mit anderen Trauernden verbindet Menschen, die Ähnliches durchleben.

4. Abstand und Reflexion

Die räumliche Distanz vom Alltag bietet die Möglichkeit, das eigene Erleben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Gedanken und Gefühle können sich in der Ruhe einer Reise neu ordnen.

5. Neue Impulse und Stärkung

Durch die Gemeinschaft entsteht eine besondere Energie: Trauernde erfahren, dass sie nicht allein sind, dass es Hoffnung gibt und dass das Leben trotz des Verlusts weitergehen kann – nicht unverändert, aber mit neuen Möglichkeiten. FAZIT

Trauer ist ein individueller Prozess, der Zeit, Raum und Ausdruck braucht. Eine Reise stellt einen kraftvollen Weg dar, um sich diesem Prozess zu stellen – insbesondere in einer Gruppe von Menschen, die ähnliche Erfahrungen teilen. Sie ermöglicht Abstand, Reflexion und neue Perspektiven. Und sie schenkt eine erste leise Ahnung davon, dass das Leben trotz des Verlustes weitergeht – mit einer veränderten, aber möglichen Zukunft. Eine Reise verbindet gemeinsames Erinnern, Austausch und behutsame Rituale mit Momenten der Stille und des Aufbruchs.

 

MEINE TÄTIGKEIT ALS TRAUERBEGLEITERIN

Auf unseren zahlreichen Trauerreisen begleite ich Menschen, die einen schweren Verlust erlitten haben – nicht mit fertigen Antworten, sondern mit offenen Ohren, ehrlicher Aufmerksamkeit und dem tiefen Vertrauen, dass heilsame Bewegung möglich ist, wenn der Schmerz einen guten Platz bekommt. Ich bin während der Reise durchgehend ansprechbar – als Weggefährtin, Zuhörende und Impulsgeberin. Ich biete einen geschützten Raum, in dem alles gesagt werden darf: die Wut, die Tränen, die Sehnsucht, das Schweigen. Nichts muss erklärt oder beschönigt werden. Hier darf Trauer sein – in ihrer ganzen Tiefe und Vielfalt.

Auf unseren Ausflügen und Wanderungen bin ich stets an der Seite der Teilnehmenden – mal im Gespräch, mal in bewusstem Schweigen, je nachdem, was gebraucht wird. Die Natur ist dabei unsere stärkende Mitspielerin: Sie lädt ein, still zu werden, Luft zu holen, sich zu spüren.

Ich setze gezielt kleine Impulse: ein achtsames Innehalten an einem besonderen Ort, ein kurzer Text, eine Frage, ein gemeinsames Ritual – immer mit Feingefühl für die Dynamik der Gruppe und den inneren Rhythmus jedes Einzelnen.

Mir ist wichtig, dass niemand sich gedrängt fühlt, aber auch niemand allein bleibt. Ich gehe ein Stück mit – durch das Außen und das Innen.

Häufig zeigen sich unterwegs kleine Veränderungen: ein erster tiefer Atemzug, ein aufmerksamer Blick nach außen, ein Lächeln, das lange verborgen war. Diese stillen Momente sind für mich das Herzstück meiner Arbeit: Wenn ein Mensch spürt, dass es weitergehen darf – anders, aber nicht allein.

Um Ihnen einen konkreten Eindruck der

positiven Wirkungen der Trauerreisen zu vermitteln, möchte ich Ihnen meine theoretischen Ausführungen an einem Fall aus meiner Praxis aufzeigen. 

FALLSTUDIE

Die kühle Morgenluft lag sanft über der Landschaft, als wir an jenem dritten Tag unserer Reise zu einer Wanderung aufbrachen. Der Pfad schlängelte sich durch sanfte Hügel, auf denen zarte Blüten im ersten Licht schimmerten. Ein leises Knistern der trockenen Blätter unter unseren Füßen begleiteten unsere Schritte. Die Gruppe war still an diesem Morgen – einige hingen ihren Gedanken nach, manche in Erinnerungen verfangen, ein paar in ein Gespräch vertieft, andere suchten in der Schönheit der Natur eine Zuflucht für ihre Seele.

Unter ihnen war Anna, 62 Jahre alt, eine stille Frau mit sanften, nach innen gekehrten Augen. Sie war vor acht Monaten Witwe geworden. Ihr Mann, Robert, war an Lungenkrebs verstorben. Der Schmerz darüber hatte sich tief in ihr Wesen eingegraben, hatte sie vorsichtig gemacht, sie hatte sich zurückgezogen. Sie sprach wenig, ihr Blick verlor sich oft in der Ferne, und doch war da etwas in ihr – eine leise, kaum wahrnehmbare Sehnsucht nach Licht.

Heute führte unser Weg durch ein Tal, das von hohen, majestätischen Eukalyptusbäumen gesäumt war. Ihre silbrig grünen Blätter raschelten leise in der wärmenden Brise, während ihr würziger Duft die Luft erfüllte. Ein Hauch von Menthol lag auf unserer Haut, auf unseren Lungen, schien sich in unsere Brust zu legen und uns mit jedem Atemzug zu befreien. Ich bemerkte, wie Anna stehen blieb, den Kopf leicht hob und tief einatmete. Ihre Schultern hoben und senkten sich, als würde sie zum ersten Mal seit Langem wieder bewusst Luft holen.

Auf einer Trauerreise dürfen Emotionen ihren Raum haben.

„Der Geruch“ flüsterte sie, „er ist so reinigend.“ Ich trat an ihre Seite und lächelte. „Eukalyptus hat diese Wirkung. Er öffnet, klärt, heilt.“

Anna schwieg einen Moment, dann fuhr sie mit einer Stimme fort, die so leise war, dass ich mich leicht vorbeugen musste, um sie zu verstehen.

„Roberts Lunge war so krank. Am Ende konnte er kaum noch atmen …“. Sie presste die Lippen aufeinander, als wollte sie den Schmerz daran hindern, sich in ihre Worte zu schleichen. „Und jetzt stehe ich hier und atme all das ein. Als würde es mir guttun – dabei ist er es doch, der es gebraucht hätte.“

Ich legte ihr sanft eine Hand auf den Arm. „Vielleicht ist es sein Geschenk an dich. Vielleicht will er, dass du wieder frei atmen kannst.“

Sie sah mich an, Tränen schimmerten in ihren Augen, aber sie nickte. Langsam, bedächtig. Dann setzte sie ihren Weg fort, doch ihre Schritte waren leichter, ihr Blick nicht mehr ganz so abgewandt.

Am Nachmittag, als wir in einem kleinen Dorf am Rande des Waldes Rast machten, entdeckte sie ihn – einen jungen Eukalyptustrieb in einem schlichten Topf, ausgesetzt in der Sonne vor einer Gärtnerei. Er war klein, zart, doch seine Blätter leuchteten in einem frischen Grün, als würde in ihm eine Kraft wohnen, die größer war als seine Gestalt.

„Ich werde ihn mitnehmen“, sagte sie schließlich. „Ich werde ihn in meinen Garten pflanzen. Für Robert. Für mich.“

Ich sah sie an, spürte, dass dies mehr war als eine spontane Idee. Es war eine Entscheidung. Eine Brücke zwischen dem, was war, und dem, was kommen durfte.

„Es wird euer gemeinsamer Baum sein“, sagte ich. Sie nickte. „Unsere sichtbare Nabelschnur.“ Von diesem Moment an veränderte sich etwas in ihr. In den nächsten Tagen begann sie, sich langsam zu öffnen. Erst waren es nur knappe Sätze, kleine Beiträge zu den Gesprächen am Tisch oder während der Ausflüge. Doch dann wurden ihre Worte mehr, ihre Stimme fester. Sie hörte zu, stellte Fragen, lachte sogar leise, wenn jemand eine heitere Anekdote erzählte.

Am letzten Abend, als wir gemeinsam am Feuer saßen und jeder etwas über die Woche sagte, die hinter uns lag, räusperte sich Anna und trat einen Schritt nach vorn.

„Ich dachte, dass ich meine Welt für immer verloren habe“, begann sie. „Aber dann habe ich gemerkt, dass sie nicht verschwunden ist. Sie hat sich verändert. Ich kann nicht zu dem Leben zurück, das ich mit Robert hatte. Aber ich kann etwas von ihm mitnehmen in das Leben, das vor mir liegt.“

Sie hielt kurz inne, dann lächelte sie – ein echtes, warmes Lächeln.

„Und ich werde atmen. Für ihn. Für mich.“

Am letzten Morgen, noch bevor der Tag g anz erwacht war, stiegen wir in den Bus, der uns zum Flughafen bringen sollte. Die Koffer waren verstaut, der Himmel noch zartblau und still. Eine leise Müdigkeit lag über der Gruppe – nicht nur vom frühen Aufbruch, sondern auch von der inneren Bewegung der vergangenen Tage.

Als wir losfuhren, stand Anna plötzlich auf. In ihrer Hand hielt sie eine Papiertüte. Ihre Stimme war ruhig, aber fest, als sie sagte:

„Ich möchte euch allen etwas mitgeben – zum Abschied und zum Erinnern.“

Sie ging durch den Gang und reichte jedem ein paar Eukalyptusbonbons.

„Sie stammen von hier“, erklärte sie. „Aus den Eukalyptusbäumen, die wir auf unseren Ausflügen gesehen haben. Aus dieser Luft, von dieser Insel. Mich hat dieses ätherische Aroma wieder ruhiger und tiefer Atmen lassen.“

Es wurde still im Bus, als jeder die kleinen, in schlichtes Papier gewickelten Bonbons entgegennahm. Manche hielten sie einfach nur in der Hand und schnupperten daran, andere lächelten Anna leise zu. Ich sah zu ihr hinüber – zu dieser Frau, die vor einer Woche kaum ein Wort gesprochen hatte und die nun mit einer kleinen Geste so viel sagte: Dankbarkeit, Verbindung, Erinnerung, Hoffnung.

Der Eukalyptus – für sie war er zum Symbol geworden. Für die kranke Lunge ihres verstorbenen Mannes, für ihren eigenen Atem, für den Weg zurück ins Leben. Und mit den Bonbons reichte sie allen Mitreisenden ein Stück dieses Weges weiter – als Zeichen dafür, dass etwas von der gemeinsamen Reise mit nach Hause genommen werden durfte.

Ein Band war geknüpft worden – zart, grün, duftend. Und heilend.

 

Hannah Braun
Psychologische Beraterin, Entspannungstrainerin, Burnoutberaterin und qualifizierte Trauerbegleiterin info@psychologischeberatungsgemeinschaft.de

 

Quelle: Verein Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e.V. Magazin 03/2025

 

Facebook-Beitrag der Stadt Hachenburg am 19.11.2020

Dass selbst die traurigsten Momente im Leben mit etwas Licht erfüllt werden können, zeigen Hannah Braun und ihr Team. Mit viel Feingefühl führen sie gemeinsam den offenen Trauertreff „Gezeitenwechsel“. Der Trauertreff wurde vor 10 Jahren im Namen des Hospizvereins Westerwald gegründet. Seither stehen Frau Braun und ihre Kollegen Trauernden und schicksalsbetroffenen Familien liebevoll beiseite. Normalerweise bietet der Verein jeden dritten Donnerstag im Monat in den Räumlichkeiten des Seniorentreffs (Vogthof Hachenburg) die Option für einen Gruppen- oder Einzel-Austausch an. Corona-bedingt ist das Format nun etwas abgeändert worden. Nach Voranmeldung können Betroffene jeden Donnerstag ab 18:00 Uhr in Einzelgesprächen Hilfe suchen. Zusätzlich bietet der Verein einmal jährlich in Form einer festen Trauergruppe zehn Abende für einen tiefer greifenden Austausch an.

Welch wichtigen Beitrag Hannah Braun und ihr Team für uns leistet, bleibt oftmals im Verborgenen. Dennoch ist es uns wichtig zu zeigen, dass Ihr nicht alleine sein müsst und das Team des Gezeitenwechsels gerne für Euch da ist.

#stadthachenburg #hachenburg #westerwald

 

Quelle: https://www.facebook.com/stadthachenburg/photos/dass-selbst-die-traurigsten-momente-im-leben-mit-etwas-licht-erf%C3%BCllt-werden-k%C3%B6nn/802507880543216/

(v.l.n.r.): Christian Wuth, Notfallseelsorger in Diez/Lahn; Prof. em. Heribert Niederschlag, Moderator; Hannah Braun, Sterbe- und Trauerbegleiterin in Hachenburg; Prof. Markus Zimmermann, Moraltheologe Universität Fribourg/Schweiz; Dr. med. Christoph Lerchen, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Palliativmedizin und ärztlicher Direktor des Herz-Jesu-Krankenhaus Dernbach; Prof. em. Alfred Schuchart, Organisator.

„Selbstbestimmtes Sterben? Abschied von einem Tabu.“
Kontroverses Thema beschließt Akademietage in Vallendar

Vallendar – Hoch betagt sterben an Altersschwäche – Herzinfarkt mit 46 – selbstgewählter Suizid nach einer Krebsdiagnose: Was bedeutet selbstbestimmtes Sterben heute? Mit diesem gesellschaftlich kontrovers diskutierten Thema hat sich der dritte und für 2015 letzte Akademietag an der Philosophisch-Theologischen Universität in Vallendar am 24. Januar beschäftigt.

Referent Prof. Markus Zimmermann, Moraltheologe an der Universität Fribourg in der Schweiz leitete das Thema mit verschiedenen Sterbeerlebnissen ein und fragte darauf aufbauend, wie sich die Vorstellung der Menschen von einer „letzten Lebensphase“ derzeit ändere. Das Thema Tod und Sterben sei heute im Gegensatz zu den 1960er und 1970er Jahren kein Tabu mehr: Ob Etablierung von Sterbehilfeorganisationen, Neue Gesetze, Gründung der Hospiz- und Palliative Care-Bewegung, das öffentliche Sterben eines Papst Johannes Paul II. oder der Suizid von Gunter Sachs in der Schweiz - das Thema werde überall diskutiert. Die Soziologie deute das als die „Entdeckung des Sterbens“. Damit gemeint sei eine eigenständige Phase am Ende eines Menschenlebens, die von vielen allerdings mit negativen Kennzeichen verknüpft werde: Abhängigkeit von anderen, Demenz, Altersschwäche, Pflegebedürftigkeit und hohen Kosten. Diese Wahrnehmung konstruiere unsere eigene Realität, obwohl die obigen Beispiele zeigten, dass das Schicksal jedes Menschen individuell sei. „Tod und Sterben werden heute nicht mehr in erster Linie als Feind, sondern als eine zu gestaltende Aufgabe wahrgenommen“, erklärte Zimmermann. Das Sterben werde dabei „möglichst gestaltet als ein vom Sterbenden kontrollierter, bewusster und aktiver Akt bei möglichst hoher Lebensqualität bis zuletzt.“ Da alte Traditionen wegfielen seien die Menschen damit konfrontiert, neue Umgangsformen mit dem Sterben zu finden. Reaktionen darauf seien beispielsweise die Schaffung neuer Institutionen wie Palliativstationen, Hospizbewegung, aber auch Sterbehilfeorganisationen. Selbstbestimmung heiße in diesem Kontext oft „Freiheit von Bevormundung aller Art, dagegen wird selten gesagt, woran sich der einzelne Mensch z.B. beim Schreiben einer Patientenverfügung positiv orientieren kann“. Es gelte Autor oder Autorin des eigenen Lebens und Sterbens zu sein.

An Zimmermanns Vortrag schloss sich eine Diskussion mit Notfallseelsorger Christian Wuth, Chefarzt und Direktor des Herz-Jesu-Krankenhaus Dernbach Dr. Christoph Lerchen, mit Hannah Braun, Sterbe- und Trauerbegleiterin in Hachenburg und rund 200 interessierten Besuchern in der Aula der PTHV. Lerchen betonte, er setze sich immer respektvoll mit Ängsten und Todeswünschen von Patienten auseinander. „Hinter dem Sterbewunsch kann durchaus der Wunsch stehen, leben zu wollen, aber nicht mit dieser entsetzlichen Symptomlast.“ Neben Angeboten der Sterbebegleitung sei es vorrangig, betroffenen Patienten und ihren Angehörigen die palliativmedizinischen Optionen zur Linderung ihres Leides aufzuzeigen. Der weitere Ausbau palliativer und hospizlicher Versorgungsstrukturen sei dringend geboten. Als Palliativmediziner sehe er sich einer lebensbejahenden Medizin verpflichtet, die Hilfe beim Sterben anbiete, aktive Sterbehilfe lehne er jedoch ab. Notfall-Seelsorger Christian Wuth fragte in der Diskussion, ob die Möglichkeit des assistierten Suizids die palliative Versorgung um eine weitere Option bereichern könne. Die Planbarkeit des Suizids könne das Verhältnis zu Angehörigen und Freunden etwa durch letzte Gespräche und Rituale bereichern.

Sterbe- und Trauerbegleiterin Hannah Braun verdeutlichte den Aspekt des Sterben-lernens, des „Ja-Sagens zum Schicksal“ anhand eines eindrücklichen Beispiels einer von ihr begleiteten Frau. „Nicht die Quantität, sondern die Qualität des Lebens zählen. Die letzten Schritte auf dem Lebensweg durch aktive Sterbehilfe zu verkürzen, kann uns wertvoller Erkenntnis, Wandlung und Reifung berauben. Schmerz und Leid gehören ebenso zu unserem Leben wie Freude und Glück.“ Mit einer Patientenverfügung und Versorge-Vollmacht könne jeder vorbeugen, unnötig lange Qualen zu erleiden, indem er für sich lebensverlängernde medizinische Behandlungsmaßnahmen ausschließe.

Quelle: https://www.bistum-trier.de/no_cache/news-details-social-tab/pressedienst/detail/News/selbstbestimmtes-sterben-abschied-von-einem-tabu/

Netzwerk für das Alter - Hoher Westerwald
Mit seiner Trauer leben lernen

Wenn plötzlich ein geliebter Mensch, naher Verwandter oder Bekannter schwer erkrankt oder aus dem Leben gerissen wird, verändert sich das eigene Leben. Es fehlt an einem alten vertrauten Gesprächspartner. Während dieser schwierigen Lebensphase berät und begleitet der Hospizverein Westerwald einen trauernden Menschen. Wie diese Arbeit im Einzelnen aussieht, dies schilderte Hannah Braun vom Hospizverein Westerwald bei der Veranstaltung im Seniorenwohnpark Schlossblick „Der Umgang mit Trauer und Möglichkeiten der Begleitung des letzten Lebensweges“. Sie ging mit den Besuchern dabei in einen einfühlsamen Dialog. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Vortragsreihe „Redezeit für Angehörige“ vom Veranstalter Netzwerk für das Alter - Hoher Westerwald statt.

Jeder geht mit Trauer anders um. Trauer ist in unserer Gesellschaft ein oft verdrängter Gefühlszustand und die damit verbundenen Gedanken verursachen neben der Einsamkeit auch Angst. „Doch die Menschen müssen mit ihren Gedanken nicht alleine sein. Das breitgefächerte Trauerangebot des Hospizvereins bietet hier Trauernden vielfältigen Austausch mit Gleichbetroffenen“, sagt Hannah Braun. Einem Trauernden helfe es, dass jemand da ist und einfach zuhört. Es spiele keine Rolle, wenn einem die Worte fehlen es sei einfach nur wichtig da zu sein. Frank Lange, Einrichtungsleiter im DRK-Seniorenwohnpark Schlossblick, ist langjähriges Mitglied im Netzwerk für das Alter - Hoher Westerwald. Ihm ist es wichtig, dass Menschen den Raum bei einer solchen Veranstaltung erhalten, über ihre Gefühle zu sprechen. Deswegen hat er sich dieses Thema auf die Fahne geschrieben und fragte zum zweiten Mal den Hospizverein an, über Trauer in seinem Haus zu referieren. Auch in der stationären Einrichtung gebe es - trotz aller Professionalität - das Angebot von Gesprächskreisen für die Mitarbeiter nach dem Tod eines Bewohners. „Eine Möglichkeit des Austausches nach besonders schweren Sterbefällen wird immer wieder gerne von den Mitarbeitern angenommen“, sagt Lange.

Quelle: https://docplayer.org/52499651-Bad-marienberg-ideenreich-natuerlich-erfrischend.html

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